Kinder sparen meistens sehr ungern. Das ging mir so, als ich noch klein war und dir mit größter Sicherheit auch. Ob es DAS eine Spielzeug ist, welches wirklich lebensverändernd ist oder die sauren Lutscher, bei dem sich alles im Mund zusammenzieht.
An vielen Stellen taucht der Begriff Altersarmut auf und was nicht alles passieren kann und überhaupt ist alles ganz schlimm. Doch in gewisser Weise ist es nicht wirklich ein Problem, wenn das richtige Mindset und eine vernünftige Strategie vorhanden sind. Und zwar von Anfang an!!
Das Taschengeld wird verbraten
Die kleinen müssen Taschengeld bekommen. Hier wird der Umgang mit dem Geld gefördert und sie bekommen im Laufe der Zeit eine Vorstellung von Werten und auch was sie genau für die Menge Geld bekommen.
Wieviel meine beiden Mädchen von uns an Taschengeld bekommen, habe ich in diesem Beitrag gezeigt.
Nun ist es so, dass wir beiden einen monatlichen Betrag von 13 Euro auf das Konto zahlen. Ob das viel oder wenig ist, sei mal dahingestellt. Bis jetzt funktioniert es so. Eventuell überdenken wir die Höhe noch einmal und bessern noch mal nach.
Doch für den Moment ist das total OK.
Die Grundlage für den Vermögensaufbau
Die 13 Euro möchte ich nun als Grundlage nehmen. Das das Geld monatlich auf ein Konto gezahlt wird, hat man als Eltern die Hand drauf und kann die Sparraten-Strategie ganz locker fahren.
Immer wenn das Taschengeld erhöht wird, dann nicht um die volle Summe, sondern nur um 80%. Auf diese Weise bekommt das Kind mehr Geld und beginnt zu sparen.
Natürlich muss das eingesparte Geld erstmal gesammelt werden und dann schließlich investiert werden. Das ist bei diesen kleinen Summen anfangs etwas aufwendig, sollte aber kein wirkliches Problem sein.
Eine Erhöhung jagt die nächste
Nun wird das Taschengeld stufenweise mit dem Lebensalter erhöht.
- 10 – 16 €
- 11 – 22 €
- 12 – 30 €
- 13 – 40 €
- 14 – 50 €
- 15 – 60 €
- 16 – 60 € und erster Job (Zeitung austragen etc.)
Die Höhe ist warscheinlich bei jedem anders. Ich habe die Beträge jetzt nur zur Veranschaulichung gewählt. Der Zeitpunkt zum starten ist jetzt. Meine Tochter ist 9 und bekommt die 13 Euro auf das Konto.
Nun findet die erste Erhöhung mit 10 statt. Der Betrag steigt auf 16 €, welcher aber nicht direkt auf dem Konto verbleibt, sondern als „Sparrate“ auf ihr Verrechnungskonto fließt. Die 13 Euro sind fix. Es geht nur um die 3 Euro Erhöhung.
Kinder sparen – Sparrate mit 10
3 € mehr bedeuten 0,60 € Sparrate und 2,40 € mehr Taschengeld. Die Laufzeit ist immer ein Jahr. Also würde Ende des Jahres die Summe von 7,20 € auf dem Verrechnungskonto stehen.
Und genau so geht es immer weiter.
- 11 – Erhöhung von 6 € ≜ 1,20 € Sparrate und diese ≜ 14,40 € jährlich
- 12 – Erhöhung von 8 € ≜ 1,60 € Sparrate und diese ≜ 19,20 € jährlich
- 13 – Erhöhung von 10 € ≜ 2,00 € Sparrate und diese ≜ 24,00 € jährlich
- 14 – Erhöhung von 10 € ≜ 2,00 € Sparrate und diese ≜ 24,00 € jährlich
- 15 – Erhöhung von 10 € ≜ 2,00 € Sparrate und diese ≜ 24,00 € jährlich
- 16 – Erhöhung von 10 € ≜ 2,00 € Sparrate und diese ≜ 24,00 € jährlich
Der Gesamtbestand auf dem Verrechnungskonto beträgt jetzt 136,80 €. Sicherlich nicht die Welt, doch nun kommt die Sparrate. Diese ist nun schon 11,40 €. Schon mal gar nicht so schlecht.
Mit 16 könnte man davon ausgehen, dass zum Taschengeld aufbessern etwas gearbeitet wird. Sei es traditionell das Zeitung austragen oder ein Online Business (was ich definitiv bevorzuge).
Es gibt mehrere Varianten, was dem Kind an Geld zukommt, wenn es etwas älter wird. Ich finde beispielsweise gut, dem Kind das gesamte Kindergeld zukommen zu lassen. Kein Taschengeld mehr, keine extra Gelder mehr.
Dafür muss allerdings alles vom Kind selbst bezahlt werden. Die anfallenden Schulsachen (Bücher, Software etc.) und auch die Klamotten. Natürlich könnten wir als Eltern aushelfen, wenn es mal etwas knapp ist. Doch das Ziel ist ganz klar: Selbstständigkeit.
Wie sich das Kindergeld entwickelt, wissen wir alle nicht. Momentan sind es 219 Euro, die das Kind nun „verdient“. Wir als Eltern sind raus aus dem Taschengeld Ding.
Kinder sparen – Die Routine ist etabliert
Das Sparen an sich ist mittlerweile schon so in Fleisch und Blut über gegangen, dass überhaupt nicht mehr in Frage gestellt wird, ob es sinnvoll ist oder nicht damit anzufangen.
Die Sparrate entwickelt sich natürlich immer weiter. Der Verdienst ist von 60 € auf 219 € gestiegen. 20% auf 159 € ergeben 31,80 €. Dazu kommen die 11,40 € aus der Kinderzeit.
Die neue Sparrate ist nun 43,20 €. Genau für dieses Geld richten wir einen Sparplan auf einen Dividendentitel ein. Das kann auch ein ETF sein. Im Prinzip egal. Es geht nur um das Investieren an sich.
Zuvor investieren wir noch die bereits angesammelten 136,80 € in den beispielhaften ETF.
Ein Jahr lang läuft das genauso weiter. Die nächste Veränderung steht an.
Eine Lehrstelle hebt das Einkommen massiv an!
Mit 17 wird eine Lehre begonnen. Die Vergütung ist natürlich berufsabhängig, doch ich gehe von dem Fall aus, dass es sich um eine Lehrstelle als Tierarzthelferin handelt.
Im ersten Jahr steigt der monatliche Verdienst auf 560 Euro. Das macht eine Erhöhung von 341 € und entsprechend 68,20 € mehr Sparrate.
Jahr 2 bringt insgesamt 30 € mehr Netto hervor, was 6 € Sparrate bedeutet.
Jahr 3 erhöht das Netto nochmals um 30 Euro, was wieder 6 € mehr Sparrate ist.
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Die Lebens-Sparrate ist somit auf ein Niveau von 123,40 € angewachsen. Nur mal so zum Verständnis: DAS spart manch ein Erwachsener nicht!
Ein kleines Zwischenresümee
Was ist passiert? Das Kind hat früh gelernt mit weniger Geld auszukommen als es zur Verfügung hat. Das Geld-Mindset entwickelt sich also prächtig.
Nach der Schule wird eine Ausbildung begonnen und die Sparstrategie wird weiter gefahren und bereits ordentlich investiert.
Investitionen:
- 9-16 -> 136,80 €
- 16-17 -> Sparrate 518,40 € + Bestand 136,80 € ≜ 655,20 €
- 17-18 -> Sparrate 1336,80 € + 655,20 € ≜ 1992,00 €
- 18-19 -> Sparrate 1408,80 € + 1992,00 € ≜ 3400,80 €
- 19-20 -> Sparrate 1480,80 € + 3400,80 € ≜ 4881,60 €
Zum Ende der Ausbildung ist bereits ein Betrag von 4881,60 € investiert. Nach der 4 % Regel sind das schon gute 195 € Cashflow an Dividenden, welcher bereits zurück fließt, doch darum soll es gar nicht primär gehen an dieser Stelle.
Nach der Ausbildung folgt die Anstellung
Eine ausgelernte Tierarzthelferin dürfte in etwa 1550 € verdienen. Natürlich muss das jetzt nicht 100%ig korrekt sein. Der Bruttolohn liegt irgendwo zwischen 1800 und 2200 Euro.
Ich habe es mit diesem Brutto Netto Rechner kurz überschlagen und das Mittelfeld von 2000 € eingegeben. Heraus kamen dann 1550 €. Im Einzelfall kann das logischerweise anderes aussehen. Für meine Berechnung reicht das aber als Info.
Der Gang vom Azubi zum Gesellen ist meistens der größte (einmalige) finanzielle Sprung in unserem Leben. Die Gehaltserhöhung beträgt hier satte 930 €.
186 Euro werden für die Sparrate aufgebracht. Diese war ja schon 123,40 € groß. Nun bewegen wir uns bei 309,40 € monatlich. Ein, wie ich finde, recht stolzer Betrag. Es sind halt 20%. Und dies ist gar nicht so extrem viel.
Dabei vergessen darf man auch nicht, dass das Sparen von vornherein gelernt ist. Es ist gelernt und damit Mindset!!
Kinder sparen – Erwachsene aber auch!
Mit einer Festanstellung ist somit das einstige Kind vollständig in die Gesellschaft integriert. Wenn nun der Weg beschritten wird, wie ihn der Großteil aller Menschen geht, passiert arbeitstechnisch nicht mehr so viel.
Ich möchte jetzt auch nicht auf eventuelle Nebeneinkommen oder Jobwechsel etc. pp. kommen. Vielmehr gehe ich von dem Fall aus, dass das „Kind“ nun muntere 45 Jahre weiter im selben Job arbeitet.
Sicherlich ist die Vorstellung etwas skurril, doch es könnte vorkommen. Wenn auch nicht im selben Job, dann vielleicht etwas ähnliches oder aber was ganz anderes, wobei das Gehalt immer auf dem Niveau bleibt.
Natürlich kommt auch im Hamsterrad der ein oder andere in den Genuss einer Gehaltserhöhung. die Industrie ist da eher ein untypisches Beispiel. Hier handeln die Gewerkschaften recht zuverlässig alle paar Monate mehr Geld aus.
Im privaten Sektor ist das eher unüblich. Hier finden Haustarife bzw. gesetzliche Vorgaben Berücksichtigung.
Ich gehe jetzt einfach von einer Lohn und Gehaltssteigerung von 10% Brutto alle 5 Jahre aus. Ob das zuviel oder zu wenig ist: Keine Ahnung. Davon rechne ich 40% pauschal für die Sozialabgaben und die Steuern ab.
Das weitere Leben in Kürze
- 20-25 -> Sparrate 18564 € + 4881,60 € ≜ 23445,60 €
Gehaltserhöhung mit 25 Jahren um 10%, was Netto 93 € mehr bringt und die Sparrate um 18,60 € anhebt.
- 25-30 -> Sparrate 19680 € + 23445,60 € ≜ 43125,60 €
Gehaltserhöhung mit 30 Jahren um 10%, was Netto 102,30 € mehr bringt und die Sparrate um 20,46 € anhebt.
- 30-35 -> Sparrate 20907,60 € + 43125,60 € ≜ 64033,20 €
Gehaltserhöhung mit 30 Jahren um 10%, was Netto 112,53 € mehr bringt und die Sparrate um 22,51 € anhebt.
- 35-40 -> Sparrate 22257,96 € + 64033,20 € ≜ 86291,16 €
Genau so linear geht es bis zum 65. Lebensjahr weiter. Wir gehen jetzt einfach von dem Fall aus, dass mit 65 Schluss ist (warscheinlich wird es bis dahin auf einem Niveau von 80 Jahren sein *ironieoff*)
Am 65. Geburtstag wäre die Sparrate auf einem Niveau von insgesamt 522,11 €.
Kinder sparen – Das Fazit
Bei dem Kapital sieht das ganz anders aus. Angespart wurden in den ganzen Jahren insgesamt 223.064,56 €. Nur angespart!! Hier habe ich noch keine Zinsen oder Dividenden und vor allem den Zinseszins mit einberechnet.
Allein bei dieser Summe beläuft sich bei der 4% Regel der Dividenden-Cashflow auf 8922,58 €. Davon ziehe ich den (momentanen) Freibetrag von 801 Euro ab.
Monatlich 676,80 € Rente !! Nur aus Einzahlungen !!
Das ganze wird durch die Berechnung von Dividenden und Zinsen natürlich noch viel besser.
Dazu setze ich mich jetzt nicht wirklich hin und bespiele Herrn Excel wie ein Berserker, sondern bediene mich der wundervollen Seite Zinsen berechnen.
Der Wahnsinn. Ich habe sogar die Steuer mit einbezogen und auch den Steuerfreibetrag.
Endbetrag mit allen Dividenden 466.749,04 €
Lebenslange Rente von 1144,82 € aus Dividenden
Quelle: https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php
Dabei wird das Kapital überhaupt nicht angerührt. Diverse Berechnungen könnte man an dieser Stelle noch anstellen, wie z.B. die Wachstumsraten der Dividenden und/oder verschiedene Umschichtungen des Depots.
Des Weiteren ist es ja auch möglich, dass das Einkommen massiv gesteigert wird durch Nebeneinkünfte oder Erbschaften oder was weiß ich alles. Das Leben läuft nicht linear.
Fakt ist aber: Eine 20% Sparrate mit dem ersten Taschengeld macht dich ein Stück unabhängig, baut ein Wahnsinns Finanzmindset auf und lässt dich gut und entspannt in die Zukunft blicken.
Es macht einfach Sinn sich so früh wie möglich mit Dingen wie sparen und investieren auseinander zu setzen. Und für alle Eltern macht es Sinn es ihren Kindern bei zu bringen. Wenn nicht sie, wer soll es sonst tun? Die Schule?…
Ich rede mit meinen Kindern auch oft über Geld. Dabei mache ich sicherlich nicht so eine Riesenberechnung wie hier auf dem Blog, doch das Wensentliche bringe ich ihnen definitiv bei!