In meiner Firma habe ich als Arbeitnehmer die Möglichkeit meine Wochenstunden zu reduzieren. Generell bin ich an die IG Metall angegliedert und habe somit eine 35 Stunden Woche.
Nun kann ich das Prinzip der verkürzten Vollzeit in Anspruch nehmen. Die Gewerkschaft hat diese Möglichkeit durchgeboxt neben vielen anderen Dingen.
Ich möchte hier gar nicht darauf eingehen, ob das für jeden möglich ist oder es erklären, was genau die verkürzte Vollzeit ist. Vielmehr möchte ich anhand meiner eigenen Person aufzeigen, wie ich das Prinzip nutze.
Nachdenken auf existentieller Ebene
Anfangs habe ich diese Möglichkeit etwas belächelt, doch im Laufe der Zeit habe ich etwas genauer darüber nachgedacht. Warum eigendlich nicht? Warum nicht die Möglichkeit nutzen und weniger arbeiten?
Ach ja, weniger Arbeit bedeutet auch weniger Geld. Stimmt, da war ja was. Ich fing trotzdem an, diesen Gedanken nicht aus dem Kopf zu bekommen. Die ehemalige Arbeitszeit könnte ich definitiv sinnvoller nutzen (wer nicht?).
Doch es geht tatsächlich um den monetären Hintergrund bei dieser Sache. Denn die Arbeitszeit kann auf 80% reduziert werden. Das heißt aber auch ein Fünftel weniger Kohle.
Verkürzte Vollzeit bedeutet in erster Linie rechnen
Ich habe mich also hingesetzt und alle Tabellen durchgesehen. Es hat gar nicht so lange gedauert, da ich in unserer Vermögensmatrix nur einige Parameter ändern musste und somit die Situation simulieren konnte.
Natürlich habe ich es mehrfach angesehen und auch dann nochmal nachgerechnet ;). Durch die kontinuierliche Pflege aller Daten der letzten Jahre, konnte ich mir schnell ein Bild machen. Und es passt!
Der nächste Schritt war nun das Formular ausfüllen und einreichen. Dieses hat ein halbes Jahr Vorlaufzeit, also heißt es: warten.
Gut geplant ist halb gewonnen
Die Wartezeit habe ich mir des Öfteren versüßt mit Gedankenspielchen bezüglich der neuen (mehr)Zeit. Natürlich habe ich mir einen genauen Plan generiert, was ich mit der Zeit anfange. Alles andere wäre blauäugig.
Ich verkürze meine Arbeitszeit. Obendrein bin ich auch noch ein Mann. Was denken wohl 95% aller Menschen, die das hören? Warscheinlich malen sie sich direkt Bilder vom Sofa und dem laufenden Fernseher aus.
Doch DAS ist nicht meine Prämisse, definitiv nicht! Mit der verkürzten Arbeitszeit verfolge ich Businessziele, Fitnessziele und auch famliliäre. Nachfolgend gehe ich auf das Zeitmanagement ein. Doch zunächst:
Welche Zeit bleibt effektiv über?
Ich rechne generell mit Anwesenheitsminuten. Vorher war von 5:45 Uhr bis 14:00 anwesend. Also 495 Minuten reine Zeitaufwendung für den Job. Dazu noch 30 Minuten für den Weg nach Hause.
Wobei 30 Minuten tatsächlich alles beinhaltet. Vom Arbeitsplatz zur Umkleide, davon zum Auto und schließlich die Fahrt nach Hause. Zusammengerechnet ergeben das 525 Minuten.
Meine Zeitmanagementvorgabe ist also die neu gewonnene Zeit so zu nutzen, dass ich exakt zu der Zeit zuhause bin wie vorher, also 14:30 Uhr. Mit dem Unterschied, dass ich vorher schon „meine Sachen“ erledigt habe.
Ich habe nun exakt 20% der Zeit herausgerechnet. Darauf bin ich auf einige Parameter eingegangen wie einen Gleitzeitstundenaufbau etc. Ich baue genauso viele Stunden auf, wie vorher. Natürlich ist das im Verhältnis zur neuen Arbeitszeit berechnet.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich kann um 12:21 das Gelände verlassen und bin frei. Nun kommen meine Ziele ins Spiel.
Die verkürzte Vollzeit ist gut für die Fitness
Schon vor einiger Zeit habe ich das Bodybouilding für mich entdeckt. Immer wieder latsche ich in unser Kraftwerk und baller mir die Scheiben drauf.
Ich habe es bereits mehrmals gestoppt. Ohne mich übermäßig zu beeilen, bin ich gegen 13:45 Uhr bis 14:00 zuhause. Es kommt auf den Trainingstag an, ob Oberkörper oder Unterkörper anliegt.
Die Trainingseinheiten sind recht kurz gehalten, da ich mich an Supersätze und alternierende Sätze halte. Wenn ich schreibe bis 14:00 uhr, bedeutet das, dass ich sitze.
Hier ist alles einbezogen. Angefangen vom duschen im Gym, die Fahrt nach Hause, das ausräumen der Tasche und wieder neu packen. Dann kommt die gepackte Tasche wieder ins Auto.
Schließlich habe ich vor dem auspacken der Tasche einen Kaffee gekocht. Und nun Jogginghose an und setzen.
Business
Dieser Blog hier ist eine Einnahmequelle aus meinem Online Business. Ebenso, wie meine Nischenseiten und meine Bücher. Das Thema YouTube ist nicht nicht so aktuell, doch wird sicherlich die nächste Zeit aktuell(er) werden.
Dieses Business möchte ich weiter ausbauen und größer machen. Ich generiere ja bereits ein Einkommen aus diesen Quellen. Prinzipiell reicht es noch nicht, um die Einbuße der Stundenverkürzung auszugleichen, doch ich bin auf einem guten Weg.
Diese Quellen habe ich aufgebaut in Vollzeitarbeit mit meinem Zeitplan. Nun arbeite ich weniger. Also muss ich die Zeit dafür nicht mehr zusätzlich aufbringen.
Nach meinem Training bin ich also (allerspätestens) um 14:00 Uhr am PC. Meine Tagesroutine beinhaltet insgesamt 30 Minuten. Diese ist aufgeteilt in
- 5 Minuten ToDo Liste
- 5 Minuten Vermögensmatrix (Excel Geldtabellen)
- 15 Minuten Blog/Buch schreiben
- 5 Minuten Facebook Schuldenkobold pflegen
Nach 30 Minuten kann ich direkt den PC wieder herunterfahren und bin fertig. Und zwar bin ich nun genau (fast auf die Minute sogar) zur gleichen Zeit fertig, wie vorher als Vollzeitmalocher, nämlich um 14:30 Uhr.
Verkürzte Vollzeit und Familie
Durch die wirklich sehr effiziente Verwendung der neu gewonnenen Zeit, bin ich in der Lage viel mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.
Als ich noch Vollzeit gearbeitet habe, bin ich logischerweise immer zusätzlich zum Sport gegangen und habe mich um meine 30 Minuten Tagesroutine gekümmert.
Das fällt jetzt nicht mehr an, sondern ist komplett integriert in jeden Arbeitstag.
Ich muss nicht noch zusätzlich ins Studio fahren oder abends in der Frühschicht noch in den Pc klimpern, wenn meine Frau gerne eine netflix Serie mit mir sehen würde.
Die Vorteile sind im Prinzip offensichtlich. Neben mehr Zeit für meine Familie, komme ich natürlich dabei auch nicht zu kurz. Es entschleunigt meinen Alltag wirklich extrem.
Freiwillig weniger verdienen erzeugt Nachfragen
Da die Änderung mittlerweile gegriffen hat und ich dieses neue System lebe, kommen ab und an natürlich Nachfragen dazu.
Es ist jetzt nicht so, dass ich es jedem auf die Nase binde, doch wenn zufällig das Thema mal zur Sprache kommt, redet man auch darüber.
Es fällt natürlich auch manchen auf, dass ich immer knapp 2 Stunden vor allen anderen Feierabend mache. Das erzeugt dann logischerweise Interesse bei dem einen oder anderen.
Wenn nun ein Dialog geführt wird, kommt zwangsläufig die Frage:
- Warum?
- Ja, wie warum?
- Naja, warum machst du das? Da verdienst du doch auch viel weniger Kohle..!?
- Definitiv verdiene ich da weniger Geld. Dafür habe ich mehr Zeit.
- Haha, aber weniger Kohle hast du trotzdem dadurch, also warum?
Natürlich läuft es nicht explizit in diesem Wortlaut ab, doch wenn ich merke, dass die ganze Unterhaltung generell dazu führt eine Prinzipienunterhaltung nur zum Thema mehr oder weniger Geld zu führen, lasse ich es schnell sein.
Damit bin ich durch. Ich habe oft versucht, manchen Menschen meine Beweggründe zu erklären. Dazu bin ich auch schon auf mein Zeitmanagement eingegangen.
Der finale Kommentar war dann auch schon „Mhh naja ok, aber das wär mir zu wenig Geld“
Und dabei geht es mir primär gar nicht um das Geld. Prinzipiell verdiene ich 20% weniger, aber effektiv habe ich mehr Lebenszeit, die ich nur nutze, wie ich es will.
Sei es im Fitnessbereich oder im Businessbereich. Ich bin der Herr über diese neue Zeit.
Fazit und Resümee
Ich habe mich bewusst dazu entschieden, diesen Schritt zu gehen und finde ihn immernoch absolut sinnvoll.
Es passiert ja sehr oft, dass man sich endlich etwas wagt und dann im Nachhinein sich selbst an den Schädel fasst und wie Hain Blöd da steht.
Das ist nicht so. Meine Frau ist damit voll zufrieden, da sie sich teilweise nicht mehr so abhetzen muss um die Kiddis abzuholen bzw. einfach da zu sein, wenn die Große aus der Schule kommt.
Meine beiden Mädels sind froh, dass Papa abends oder am späten Nachmittag in der Frühschicht z.B. nicht noch mal eben „schnell“ ins Studio fährt.
Ich persönlich finde es absolut endgeil, mich so entfalten zu können. Es hat zwar einige Planung im Vorfeld gekostet. Also zeitlich gesehen.
Manchmal ist es sogar etwas stressig, wenn ich wirklich einen Trainingstag habe und meine Tagesroutine abarbeite. Doch die Belohnung ist dann das „Fertig“ sein, wenn alle zuhause sind.
Die verkürzte Vollzeit ist also eine Win/win/win Situation, wenn man es so nennen möchte.
Bei einigen mag der Plan und der daraus resultierende Ablauf etwas konfus bzw. eigennützig ankommen. Doch da kann ich drüberstehen. Ich mache das, was ich sonst nach meiner Arbeitszeit gemacht habe nun innerhalb der Arbeitszeit.
Der Preis, den ich dafür zahle, ist der geringere Lohn. Und die Zeit mit meiner Familie ist der Gewinn. Das vergessen leider viele. Denn genau das ist das Leben. Familie.